Rolf Unterfenger: Nachtzeiten
Gedichtauswahl/Leseprobe
Nachtbuch 1999-01-05
M. Schmitt in Berchtesgaden
der Mond nimmt ab
der Wein ist schlecht
schlafen wäre schön
schwarzscheibig K. Jarrett
erzählt Klaviersonaten
die Aufmerksamkeit flattert
der Wein ist zu lila
Rot ist ausgegangen
wie kann man malen
mit drei Farben
ich brauche vier
der Vierfarbensatz ist
weder von Beethoven
noch von Goethe
an Schlaf ist nicht zu denken
Dornfelder in Schwarzriesling
ist eine Fälschung
Ärger über Fehlfarben
was fälsche ich
und überhaupt
von welchem Bakken
fliegen wir ab
morgen
Schwarzwaldmädel
ich küsse wild
deinen Heidelbeermund
den Ebenhals
und ruhe leicht
in deinem Augendunkel
meine Hand vergnügt
auf deinem Apfelpo
und Schultern breit
pullovergrau
sind meine Freunde
dein schwarzes Kurzhaar
und wild burlesker Gang
der Riesling weckt mich auf
Deutschstunde zwei
ich saz
uf eime steine
um nichts zu suchen
das war mein Sinn
ich weiß nicht
was soll es bedeuten
über allen Gipfeln
ist Ruh
die goldnen Sternlein
prangen
wer da mitreisen könnte
Liebesdrama
auf treten
auf schauen
auf merken
auf tragen
hin wenden
hin schauen
hin hören
hin träumen
zu schauen
zu hören
zu wenden
zu machen
und halten
und öffnen
und hinnehmen
auch
Nachtbuch 2004-11-24
kaltes Augengelichter
weißglänzend
in Nebelgaze
Tannen still vor mir
sie schläft
in meinem Rücken
kaltes Gestein hellweiß
über mir
und All-uns
© 2010 Lothar Seidler Verlag www.seidler-verlag.de