Irmgard Gast: Nach den 4 Tagen
Gedichtauswahl / Leseproben
Geschenk
ich schenke dir
ein Wolkenschiff
für deine Träume
und dazu die ganze Welt
du magst es beladen
nach Wunsch
nur die Sterne nicht
sie sind zu kalt
du wärest ihnen bald ähnlich
einsam und uralt
lass sie stehen
oder schenke sie weiter
an deinen besten Feind
Herbst
einmal noch
die Aster besingen
ihr leuchtendes Rot
strahlendes Weiß
Blume des Herbstes
des Herbstes und der Kälte
aller Blüten Tod
verklungen das Zephyrlied
das Rauschen und Flüstern
und Rascheln im dürren Laub
ein weißes Leintuch
dann aus dem Schnee
die ersten Glöckchen
schon treibt Hoffnung
auf laue Nächte
dann wird es
keimen und blühen
und ich werde
dabei sein
auf jeden Fall
überirdisch
oder unterirdisch
Schweine-Oden
I
auf ihr Schweine
suhlt euch
macht euch schön
die Menschen haben beschlossen
ohne Schweinebraten zu leben
die Bratwurst ist passé
ihr könnt euer eigenes Leben leben
ihr seid frei
geht euere eigenen Wege
so lange und wohin ihr wollt
Pax Halleluja
Antibi und Otika
auf geht’s macht euch
die Erde untertan
II
hallo ihr Schweine groß und klein
lasst das Suhlen endlich sein
Moorbad macht euch auch nicht schöner
wenn es auch so heißt
Sprichwörter halten nicht
immer ihr Versprechen
wie du weißt
Du den ich einmal kannte
der noch immer an mich denkt
melde Dich
ich hatte Dich vergessen
weiß Deinen namen nicht mehr
Du wünschtest mich herbei
in blauen stunden
ich hatte leere worte für Dich
Du hast mich geliebt verehrt
es war wundervoll für Dich
ich war Deine königin
was ist mir geblieben
ein leben geringer als das einer magd
zu nichts nütze
Du gehst durch straßen
einsam
glaubst mir zu begegnen irgendwann
ich sitze hinter vorhängen
und belausche das draußen
begierig
ich weiß
irgendwo wäre
das wirkliche leben
gewesen
lach doch
© 2010 Lothar Seidler Verlag www.seidler-verlag.de